Josef Lehmbrock

Josef Lehmbrock (* 5. Juni 1918 in Düsseldorf; † 19. Juli 1999 ebenda) war ein deutscher Architekt, Stadtplaner, kritischer Publizist und aktives Mitglied im Deutschen Werkbund.

Aus dem Krieg zurückgekehrt war Josef Lehmbrock zuerst in der Pflicht – aus eigenem Empfinden und auch wegen der Erwartungen seiner Familie. Es war Alles zerstört, die Brüder lebten nicht mehr, die Eltern, die Frau, die Schwestern, die Verwandten erwarteten von ihm eine Antwort auf diese Nachkriegs Situation.

Er kam aus einer Tischlerei, mit ca. zehn Mitarbeitern. Dort hatte er seinen Gesellen gemacht und sollte die Firma übernehmen. Sein organisatorisches Geschick hatte sich schon damals bei der Modernisierung des elterlichen Betriebes gezeigt.

Der Kriegmachte durch Alles einen Strich. Direkt nach seiner Militäraubildung wurde er bereits zum Krieg in Polen eingesetzt. Mit viel Glück hat er Alles überlebt. Aber diese Erfahrungen prägten seine berufliche Laufbahn.

Er war Architekt, der am liebsten mit seinem Bruder gemeinsam etwas aufgebaut hätte. So wie es vor dem Krieg geplant war. Sein Bruder war aber tot. Er musste alleine handelm.

Aus diesem Blickwinkel war es naheliegend, zuerst in dem Dorf Rommerskirchen – der Zufluchtsort vor der Bombardierung von Düsseldorf – das zu bauen, was sich anbot (Schule, Kirche, Dorfplanung, Landumlegung etc.).

Bereits aus diesem Start heraus ergab sich seine Zentrierung auf die Familie. Er versorgte sie und dachte auch später seinen Städtebau um Familien herum.

Kirchen waren Begegnungsräume, in denen sich die Gemeinde treffen konnte.

Bei seinem Städtebau (in seinen Grundlagen bereits 1950 bis 1954 gedacht) waren Kinder, Eltern und Großeltern die zentralen Bezugspunkte.

Auch im Planungsring in Düsseldorf war er empört über die von der Stadtverwaltung geplante Zerstörung seines Heimatquartiers in der Nähe der Düsseldorfer Oststraße.

Auf diese Weise verfestigte sich seine Vorstellung von der Funktion in der Architektur. Sie war Aufgabe und unentbehrlich. Form um ihrer selbst willen war nicht zulässig. Trotzdem sind besonders seine Kirchen von deutlicher formaler Aussagekraft.

Ausgehend von den Überlegungen und Planungen einer sogenannten Dreiergruppe von Einfamilienhäusern entwickelte Josef Lehmbrock ein städtebauliches Konzept, das soziale Inhalte hatte. Es ging um einen ausgewogenen Wonungsschlüssel, um Austausch zwischen den Generationen, um Hilfe für die Schwächeren. Städtebau wurde als eine Aufgabe der funktionalen Gestaltung für die Bewohner und die dort Arbeitenden begriffen. Die Größe des städtebaulichen Gebiets wurde zunehmend nach den Ausgleichsaufgaben definiert. Es wurden genossenschaftliche Maßnahmen ergänzend zu den baulichen Maßnahmen mit gedacht.

Das städtebauliche Konzept ging davon aus, dass die kleine gut entworfene Einheit mehr leisten kann, als nur Raum zum Wohnen zu geben. Dabei blieb das Projekt immer konkret, es war immer ein konkret baubarer Entwurf, der in kleinen Ausschnitten auch gebaut worden ist (z.B. in Düsseldorf – Unterbach).

Dieses Anliegen der funktionalen Durchdringung fand bei allen Bauaufgaben seinen Gegenstand. Aus Anlass der Planung einer Großhandlung für Fahrräder entwarf Josef Lehmbrock zum Beispiel eine Halle mit einer schneckenförmigen Rampe, auf der die Fahrräder aus ihren Einzelteilen zusammengebaut wurden.

Bei Kirchen wurde dieser funktionale Zugang komplizierter. Kirchen sind nicht ur Versammlungsorte, es soll vielmehr ein Gottesdienst stattfinden. Es dieser Sicht war Kirchenbau in den 50er und 60er Jahren – vor dem zweiten vatikanischen Konzil – keine einfache Aufgabe der architektonischen Gestaltung. Kirchenbau konnte vielmehr zum Anlass einer Auseinandersetzung mit erstarrten Strukturen der Kirche werden. Es ging um des verhältnis der Gemeinde zum Kirchenraum, zum Altar, zur Art der gemeinsamen Feier. Die Lage des Altars, die Blickrichtung des Geistlichen waren wichtige Fragen.

In dieser Situation wurden Kirchen geschaffen, die das Neue des Konzils vorwegnahmen und doch teilweise sehr „fromm“ wirken.

Das Anlegen war also der Gebrauch der Bauwerke im gesellschaftlichen Sinne. Die Architektur sollte diesen befördern.

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